Quelle: www.canva.com
Sind vegane Ersatzprodukte gesund?
Oder “Warum ich meinen Kindern keine vegane Wurst auf das Schulbrot lege”
von Dr. Yvonne Braun
Vegane Alternativen zu Fleisch- und Wurstwaren sind auf dem Vormarsch. Bereits im Jahr 2020 wurden fast 40% mehr Fleischersatzprodukte gekauft, als im Vorjahr. Das ist eine Menge! Für viele Verbraucher sind die veganen Fleischersatzprodukte eine gesündere Alternative zu Fleisch und Wurst. Ob Fleisch und Wurst Bestandteil der Ernährung sein sollte, das möchte ich in diesem Artikel gar nicht diskutieren. Wir wissen ja alle, dass zu viele tierische Produkte verzehrt werden. Aber sind die veganen Ersatzprodukte gesund? Das ist hier die Frage. Ist das wirklich eine gute Altrenative?
Cerealien, gesüßte Joghurts, Softdrinks, Süßigkeiten, frittierte Snacks, Würstchen, Fertiggerichte und auch die veganen Fleischersatzprodukte (z.B. Frikadellen, Joghurts, Würstchen, Aufschnitt) gehören zu der Gruppe der hochverarbeiteten Lebensmittel. Dies sind verzehrsfertige Produkte, die durch Kombination von lebensmittelbasierten und synthetischen Zutaten hergestellt werden. Für die Herstellung sind viele technische Prozesse erforderlich. Dafür ist das Produkt verzehrsfertig, lange haltbar und je nach Vorliebe schmackhaft.
Was Du nur bei genauerem Hinsehen siehst ist, dass diese Lebensmittel oft viel Fett (inbesondere ungünstige trans-Fettsäuren), Salz, Zucker und Zusatzstoffe enthalten. Zum Beispiel ist als Zusatzstoff in vielen veganen Fleisch- / Wurstalternativen Methylcellulose enthalten. Diese sorgt dafür, dass Lebensmittel voluminöser wirken, ohne aber deren Nährstoffgehalt (also Kohlenhydrat oder Fettgehalt) zu beeinflussen.
Früher kam Methylcellulose z.B. in Tapetentenkleister vor, heute wird es auch in Lebensmitteln verarbeitet. Diese ist zwar nicht giftig aber zählt auch sicher nicht zu den Wert gebenden Inhaltsstoffen. Auch wissen wir nicht, was die Kombination vieler Zusatzstoffe in einem Produkt für Auswirkungen hat. Einzeln eingesetzt sind die Zusatzstoffe als „harmlos“ eingestuft. Aber sind sie immer noch harmlos, wenn gleich mehrer Zusatzstoffe auf einmal in dem Produkt enthalten sind? Es wird schon länger empfohlen, den Anteil mancher Zusatzstoffe in der Ernährung gering zu halten.
Hinweis in eigener Sache (Werbung für uns)
Ausserdem werden in den veganen Ersatzprodukten oft Proteinisolate verarbeitet. Lebensmitteltechnologisch bedeutet dies, dass diese Isolate durch sehr viele Verarbeitungsschritte gegangen sind, bevor sie in dem Lebensmittel eingesetzt werden. Das siehst Du aber nicht, denn die ganzen Schritte müssen nicht auf der Verpackung aufgeführt werden. Aber kein Prozess geht spurlos an einem Protein vorüber.
Welche Auswirkungen auf unseren Körper diese vielen Verarbeitungsschritte am Ende wirklich haben, wissen wir noch nicht. Wir wissen aber z.B., dass mehr Birkenpollenallergiker als Kreuzallergie auf isoliertes Erbsenprotein reagieren, als nach Verzehr von (unverarbeiteten) Erbsen. Ob es bei Verbrauchern, die vermehrt Proteinisolate verzehren auch zu einer Zunahme von entsprechenden Allergien kommt, wissen wir erst in ein paar Jahren.
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Es erscheinen immer mehr Übersichtsartikel, in denen es Hinweise darauf gibt, dass ein hoher Verzehr an hochverarbeiteten Lebensmitteln mit Darmfunktionsstörungen, Adipositas, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder einigen Krebserkrankungen einher geht.
Vegane Ersatzprodukte in Maßen genießen
Daher empfehlen Ernährungsgesellschaften, den Konsum dieser Produkte generell zu verringern. Und jetzt kommen wir zu der Krux: gerade bei den vegetarischen Fleischersatzprodukten wird aber seit ein paar Jahren ein Anstieg des Konsums festgestellt. Es gibt leider auch keine Empfehlung für die tägliche maximale Aufnahme bei diesen Produkten.
Lediglich eine Empfehlung für tierische hochverarbeitete Lebensmittel: maximal 1 Portion am Tag. Da nun viele Familien das nicht wissen, beobachte ich schon bei Kindern diese ungünstige Entwicklung: vormittags die vegane Wurst auf dem Schulbrot, mittags die vegetarische Frikadelle und abends ein vegetarisches Würstchen vom Grill. Aber es weiß doch niemand, dass die vegetarische Wurst den gleichen Gesundheitswert hat, wie die Bärchenfleischwurst. Dafür möchte ich mit diesem Artikel Aufmerksamkeit schaffen, dass in der Regel die vegetarischen Ersatzprodukte für den Menschen nicht die gesündere Alternative sind.
Die vegane Ernährung an sich mit viel buntem Gemüse, hochwertigen Hülsenfrüchten, Nüssen, etc. ist sicher eine gute Idee. Aber die ganzen Ersatzprodukte kamen bei dieser ursprünglichen Idee definitiv nicht vor. Viele vegetarische Alternativen kann man sehr gut selber machen: als vegetarische Frikadellen, Aufstriche, etc. Rezepte findet man doch hier in Hülle und Fülle. Und wenn Kinder unbedingt Ersatzprodukte essen möchten, dann empfehle ich immer zu erklären, dass diese genauso ungesund sind, wie ihre tierischen Alternativen. Und die ungesunden Produkte stehen eben, genau wie Süßigkeiten, nicht uneingeschränkt zur Verfügung.
Quelle: www.canva.com
Und wenn Du noch mehr Artikel ünber Allergien von Dr. Yvonne Braun lesen magst, dann sieh Dich gerne hier um
Hallo liebe Yvonne,
hast du evtl. eine Quelle für “Wir wissen aber z.B., dass mehr Birkenpollenallergiker als Kreuzallergie auf isoliertes Erbsenprotein reagieren, als nach Verzehr von (unverarbeiteten) Erbsen. “?
Vielen lieben Dank,
Carolin
Hallo Carolin,
ja gerne. Zum Beispiel in dem Artikel Anaphylaxie: Risikoeinschätzung der veganen Lebensmittel (Allergologie 44, Nr. 4/21). Die Erklärung, warum Hülsenfrüchte, wie Erbse und Soja Auslöser von schweren allergischen Reaktionen sein können, findest Du hier: Soja- ein unterschätzen Pollen assoziiertes Nahrungsmittelallergen!? Treudler et al: Akt. Dermatol 2009;35: 145-150.
Viele Grüße
Yvonne