Unsere Tochter hat eine Allergie. Eine echte, IgE-Antikörper vermittelte Lebensmittelallergie, die im schlimmsten Fall tödlich endet. Warum ich das so schreibe? Momentan geht der Trend da hin, dass jeder „ein bisschen“ Allergie hat und dies und das aus seinem Speiseplan streicht. Beginnend bei den Kleinen wird gesunden Kindern plötzlich die Milch oder der Weizen gestrichen, weil die Eltern befürchten, sie könnten eine Allergie haben. Ich kenne Fälle, in denen Kinder bereits jahrelang milchfrei ernährt werden, ohne eine fundierte Allergiediagnostik. Dies tut mir zum einen leid für die Kinder, denn ihnen wird eine sehr einschränkende „Diät“ auferlegt, die vielleicht gar nicht notwendig ist. Andererseits ärgert es mich für die Allergiker, da sich gerade zurzeit und vor allem in der Gastronomie der Trend entwickelt, Lebensmittelallergien als Lappalie oder Spinnerei abzutun.

 

Wie häufig sind denn nun Allergien und wie treten sie in Erscheinung?

Circa 16% der 3 bis 17-jährigen Kinder haben eine allergische Erkrankung. Vor allem Kinder, deren Mutter oder Vater Allergiker sind, tragen ein hohes Risiko in sich, ebenfalls Allergien zu entwickeln. Haben beide Elternteile eine Allergie, liegt das Risiko sogar bei über 50%.

Betrachtet man die Allergie bei Kindern genauer, fällt wieder auf: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Die wichtigsten Auslöser der Lebensmittelallergie bei Säuglingen oder Kleinkindern sind Grundnahrungsmittel: Milch, Hühnerei, Fisch, Soja, Getreide oder Nüsse.

Anders ist das bei älteren Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Hier ist die Ursache meist eine Pollenallergie. Durch die Ähnlichkeit bestimmter Pollenallergene mit diversen Nahrungsmittel-Allergenen entwickelt sich eine so genannte Kreuzallergie. Zum Beispiel Birke und Erdnüsse. Am häufigsten werden dann Obst, Gemüse aber auch Nüsse in rohem Zustand nicht vertragen, oft aber gekocht.

Allergie baby schnabel-auf.deDie Symptome einer Lebensmittelallergie sind sehr vielfältig. Sie reichen von

  • Juckreiz
  • Ekzemen
  • Nesselsucht
  • Schwellungen der Lippen und Zunge,
  • Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall
  • bis zu einem Kreislaufzusammenbruch.

Leiden Kinder immer wieder unter diesen Beschwerden und hat man ein bestimmtes Lebensmittel im Verdacht, sollte dies mit dem Kinderarzt besprochen werden. Nun nicht einfach die verdächtigen Lebensmittel streichen, sondern die eventuelle Allergie diagnostizieren lassen.

 

Wie wird diagnostiziert?

AllergienAls Vorarbeit vor dem Arztbesuch können die Lebensmittel aufgeschrieben werden, die im Verdacht stehen. Nach den Leitlinien zur Allergiediagnostik sollten dann ein Bluttest zur Bestimmung von entsprechenden IgE-Antikörpern erfolgen oder ein Hauttest, wie in unserem Bild. Wichtig: einige Ärzte bieten immer noch die Bestimmung von IgG-Antikörpern an. Dies wird von den Leitlinien wegen fehlender Aussagekraft nicht empfohlen!

Nun erfolgt die so genannte diagnostische Diät. Lebensmittel, gegen die im Blut IgE-Antikörper gefunden wurden, werden über einen bestimmten Zeitraum (meist 14 Tage) weggelassen. Diese diagnostische Diät bespricht man mit einer speziell geschulten Ernährungsfachkraft, damit sich keine Fehler einschleichen. In dieser Zeit sollten sich die Symptome bessern bzw. im optimalen Fall verschwinden.

Dann wird das Kind unter ärztlicher Aufsicht noch einmal mit dem verdächtigen Lebensmittel in Kontakt gebracht. Werden nach der erneuten Gabe wieder Symptome beobachtet, so spricht man von einer gesicherten Lebensmittelallergie. Das allergieauslösende Lebensmittel muss dann für die nächste Zeit aus dem Speiseplan gestrichen werden. Gerade bei Kindern ist es wichtig, dass durch das Weglassen kein Nährstoffmangel auftritt. Daher bespricht man dies am besten wieder mit einer auf Allergien spezialisierten Ernährungsfachkraft.

 

Verwachsen sich Allergien bei Kindern wieder?

Gerade bei Kleinkindern mit einer Allergie gegen Kuhmilch, Hühnerei oder Getreide sieht man, dass sich die Allergie bis zum Schuleintritt häufig verwächst. Dass bedeutet, wenn das entsprechende Lebensmittel 1-2 Jahre konsequent gemieden wurde, könnte ein erneuter Allergietest sinnvoll sein. Schwere allergische Reaktionen gegen Nüsse haben leider die Tendenz lebenslang bestehen zu bleiben. Und die Rede ist hier ganz klar von Allergien und nicht von Intoleranzen! Denn eine Laktoseintoleranz verwächst sich nicht.

Lest hier, was der Unterschied zwischen einer Allergie und einer Intoleranz ist!

Außerdem haben wir das Thema Allergien und Co als Thema des Monats im April 2018 gehabt. Hier könnt ihr alle Artikel nochmal nachlesen. Von Kreuzallergien, bis hin zur Vorbeugung in der Schwangerschaft ist alles mit dabei. Viel Spaß beim stöbern!

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