Laktose, Fruktose oder Histamin- wenn der Körper damit nicht umgehen kann.

 

Blähbauch, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall –  normale Alltagswehwehchen, vor allem mit Kindern. Aber ab wann ist es nicht mehr normal? Persönlich, in der Familie oder im Freundeskreis kennt jeder den Fall, dass das Gefühl aufkommt, bestimmte Lebensmittel plötzlich nicht mehr gut zu vertragen. Viele kennen auch jemanden, bei dem eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt und bestimmte Lebensmittel strikt gemieden werden müssen. Was gibt es für Intoleranzen, wie erkenne ich diese und was mache ich, wenn ich den Verdacht auf eine spezielle Unverträglichkeit habe?

 

Dazu müssten erst einmal die Begriffe kurz erklärt werden:

 

Bei der Laktoseintoleranz unterscheiden man die primäre von der sekundären Form.

Bei der primären Laktoseintoleranz sinkt die Aktivität des Enzyms (Laktase), welches im Darm für die Verwertung von Milchzucker zuständig ist.

Die sekundäre Laktoseintoleranz tritt als Folge einer Erkrankung auf, durch die die Darmschleimhaut geschädigt wurde. Zum Beispiel Zöliakie, Morbus Crohn, andere Darmerkrankungen oder Diabetes mellitus. Durch die Schädigung der Darmschleimhaut wird im Darm nicht mehr ausreichend Laktase gebildet. Bei beiden Formen wird die Laktose aus milch- und milchzuckerhaltige Speisen und Getränken nicht vollständig durch die Laktase abgebaut. Die Verstoffwechslung erfolgt dann durch die Darmbakterien. Es entstehen Gase und Stoffe, auf die unser Körper mit den Symptomen reagiert.

 

 

Die Fruktosemalabsorption ist eine Störung des Fruktosetransportsystems im Darm. Dabei kann die gegessene Fruktose nicht vollständig im Darm aufgenommen werden und gelangt wie bei der Laktoseintoleranz in tiefere Darmabschnitte. Bei der Verstoffwechslung der Fruktose durch die dort lebenden Bakterien werden die bekannten Symptome wie Blähungen oder Bauchkrämpfe ausgelöst.

 

Ein Ungleichgewicht zwischen der Histaminaufnahme, der körpereigenen Histaminproduktion und dem Histaminabbau besteht bei der Histamin-Unverträglichkeit. Deren genaue Ursache ist immer noch nicht ganz klar. Jedoch spielen auf jeden Fall mehrere Faktoren eine Rolle. Ein Faktor ist wahrscheinlich die geringere Aktivität oder ein Mangel des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxydase.

 

Wie gehe ich nun vor, wenn die Alltagswehwehchen meines Kindes oder von mir das „normale“ Maß überschreiten?

Ganz wichtig: aufschreiben!

Schreiben Sie über 2-3 Tage auf, was Sie oder Ihr Kind essen und trinken UND zu welcher Zeit die Symptome auftreten. Meistens sind bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Symptome mit dem Verzehr der entsprechenden Lebensmittel verknüpft. Beschwerden treten meistens nach 10-30 Minuten auf, spätestens aber nach 2 Stunden. Daraus folgt: je deutlicher der Tag in Mahlzeiten und Mahlzeiten freie Zeiten gegliedert ist, desto eher können Beschwerden bestimmten Lebensmitteln oder Mahlzeiten zugeordnet werden. Trotzdem treten die Symptome meistens kurz nach den Mahlzeiten auf. Tatsächlich gibt es auch in meiner Praxis immer wieder Ausnahmefälle.

Deswegen wäre der nächste Schritt: ich hole mir Hilfe.

Die Laktose- und die Fruktoseintoleranz können sehr gut beim Arzt durch einen H2-Atemtest diagnostiziert werden. Für die Diagnose der Histaminunverträglichkeit gilt eher das Ausschlussprinzip: Laktose- und Fruktoseintoleranz wurde untersucht und ausgeschlossen UND durch eine histaminarme Ernährung verschwinden die Beschwerden wieder.

Kann ich nicht einfach selber die Laktose, Fruktose oder das Histamin weglassen? Wenn es mir oder meinem Kind dann besser geht, ist alles ok! NEIN. Tatsächlich ist das nicht der richtige Weg. Es sollte immer die gesicherte Diagnose vor einer Ernährungsumstellung folgen. Denn die Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist eingeschränkt und kann vor allem bei Kindern zu einer Mangelernährung führen. Dies wäre für Wachstum und Entwicklung der Kinder gefährlich. Wenn eine Diagnose vorliegt, sollte die Ernährungsumstellung immer von einer Ernährungsberatung begleitet werden, die sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten auskennt.

 

Wie sieht die Ernährung bei der jeweiligen Unverträglichkeit denn nun aus?

Bei allen drei Varianten beginnt man mit einer Karenzphase, die frei von der auslösenden Substanz sein soll. Bei der Laktoseunverträglichkeit ist dies nicht nur einfach das Weglassen von Milch und Milchprodukten. Auch Brot und Brötchen, Wurstaufschnitt, panierte Lebensmittel, Fertiggerichte, Würzen und sogar bestimmte Obstsäfte können Laktose enthalten.

 

Bei der Fruktosemalabsorption behilft man sich nicht nur durch das Weglassen von Obst und Fruchtsäften. Auch einige Gemüsesorten, Sojaprodukte, Feinbackwaren, Wurstsorten, Vitaminpräparate und Medikamente enthalten Fruktose. Außerdem Honig und Trockenfrüchte. Der beliebte Apfelsaft oder die Apfelsaftschorle sind gern gekauft und getrunken. Lieber erstmal lassen!

 

 

 

 

 

 

In der ersten Phase der Ernährungsumstellung bei Histaminunverträglichkeit werden histaminhaltige Lebensmittel wie gereifte Käse- und Wurstsorten, einige Gemüse- und Obstsorten, Fisch, Essig, Würzsaucen und Fertiggewürze weggelassen. Aber auch die Zubereitungsarten der Lebensmittel spielen eine Rolle: beispielsweise wird Fleisch besser vertragen, wenn es eingeschweißt gekauft und direkt als ganzes Stück sofort zubereitet wurde, im Gegensatz zu Geschnetzeltem oder Gulasch. Auch die so genannten Histaminliberatoren, wie Tomaten, Schokolade, bestimmtes Obst und einige Nüsse werden gemieden.

 

 

 

 

Zusätzlich ist die Ernährung bei allen drei Unverträglichkeiten sehr darmgesund. Viele Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten reagieren über den Magen-Darm-Trakt, wodurch dieser bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen ist. Daher empfiehlt es sich immer, den Darm gleich mit zu „pflegen“. Bei einer darmgesunden Ernährung sollten auch bei Kindern Ballaststoffe z.B. durch fein gemahlene Vollkornbrote oder Haferflocken und viel Gemüse ebenso wenig fehlen, wie ein Sauermilchprodukt (z.B. Kefir, Buttermilch, Dickmilch, Quark) am Tag. Auch kommt es hier auf die Zubereitungsart an: reine Kohlenhydratmahlzeiten belasten den Darm viel mehr, als eine ausgewogenen Mahlzeit, die zusätzlich aus Fett und Eiweiß besteht.

 

Die zweite Phase ist dann die so genannte Testphase. In dieser Phase werden bestimmte Lebensmittel bzw. Lebensmittelkombinationen auf ihre Verträglichkeit getestet. Es kann nämlich gut sein, dass z.B. bei Fruktosemalabsorption zwar der Obstsalat am Morgen auf leeren Magen nicht vertragen wird, dafür aber ein selber gemachter Obstquark als Nachtisch einer Mittagsmahlzeit.

 

In der dritten Phase wird dann die Dauer-Ernährung festgelegt und Ernährungsprotokolle analysiert, um eine Mangelernährung zu vermeiden.