Dass es eine innere Uhr gibt, ist heute unbestritten. Doch offenbar tickt diese innere Uhr nicht bei jedem Menschen gleich. Wie ist das mit den Mahlzeiten? An welcher Uhr sollt Ihr Euch orientieren, an Mamas innerer Uhr oder doch an der des Töchterchens? Wie wichtig sind diese Rhythmen für uns?

Chronobiologie heißt die Forschungsrichtung, die sich mit den Lebensrhythmen und der sogenannten „inneren Uhr“ beschäftigt. Dazu gab es in den letzten Jahren viele spannende Forschungsergebnisse. Wir wissen heute, dass regelmäßiges Essen ein wichtiger Rhythmusgeber in unserem Leben ist. Doch was, wenn der Rhythmus der einzelnen Familienmitglieder ein anderer ist? Nach wem richtet man sich? Oder soll jeder nach seinem Rhythmus essen?

Rhythmen sind wichtig – auch für die Gesundheit

Was in der Naturheilkunde seit den Forschungen von Pfarrer Kneipp als „Ordnungstherapie“ bekannt ist wird nun teilweise von der heutigen Wissenschaft als Chronobiologie erforscht. Also die Wissenschaft von den Rhythmen in unserem Leben. Wir wissen heute, dass viele unserer Körperfunktionen feste Rhythmen haben, Dass es sogar spezielle Nervenzentren im Gehirn gibt, die als Rhythmusgeber für uns dienen. 2017 wurde übrigens der Nobelpreis für Medizin zu Forschungen über die „innere Uhr“ vergeben.

Tagesmutter Monika Gassner schnabel-auf.de
innere Uhr schnabel-auf.de

Wir wissen auch, dass diese Rhythmen für unsere psychische und auch körperliche Gesundheit enorm wichtig sind. Babys machen es uns vor. Sie haben ihren eigenen Rythmus und der ganze Tag und auch die ganze Nacht richtet sich nur nach diesen Rythmen. Ein Baby ist auch noch nicht konditioniert, dass es sich nach anderen Gegebenheiten richten müsste, als einfach nur nach den eigenen Bedürfnisssen. Hier ist die innere Uhr das wichtigste zum überleben. Trinken, Schlafen, Windel voll machen.

Reisemedizin gab die Richtung vor

Falls Ihr schon mal unter Jetlag gelitten habt, dann habt Ihr vielleicht auch nach Möglichkeiten gesucht, diesen abzumildern oder beim nächsten Mal vielleicht zu verkürzen. Möglicherweise seid Ihr dann über den Tipp mit dem Essen gestolpert: Bei Ankunft am Zielort sollte man zu den dort üblichen Zeiten essen, denn Essen ist für ein wichtiger Rhythmusgeber und hilft dem Körper, sich schneller umzustellen.

Doch wie ist das nun innerhalb der Familie, wenn einzelne Familienmitglieder unterschiedliche innere Uhren haben. Kinder haben oft einen anderen Rhythmus als Erwachsene, das merkt man ja schon beim Schlafrhythmus. Und auch bei Erwachsenen gibt es ja die Frühaufsteher (oft auch Lerchen genannt) und die Nachteulen.

Innere Uhr ist wichtig für Regeneration und Wachstum

Die innere Uhr steuert beispielsweise auch unsere Verdauungsorgane. So ist die Verdauung und der Stoffwechsel morgens besonders effektiv. Dagegen nimmt ihre Leistung zum Abend hin immer mehr ab. Das gleiche gilt übrigens auch für die Wirksamkeit des Zuckerhormones Insulin.

Das bestätigt auch unsere früheren Artkel zur gesunden Ernährung, in der wir immer wieder auf die Weisheit unserer Eltern hingewiesen haben:

“Esse morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann”. Auch die Empfehlung am Abend keine Kohlenhydrate mehr zu essen, wird auch von dieser Seite unterstützt.

Spätestens wenn wir schlafen und der Insulinspiegel langsam gegen Null geht, geht der Körper in den Nüchternstoffwechsel über. Jetzt kann sich der Körper um andere wichtige Dinge kümmern, er bildet beispielsweise jetzt Wachstumshormone.  Diese sind wichtig für Regeneration, Reparatur und natürlich gesundes Wachstum.

Diese Prozesse können nur richtig ablaufen, wenn wir nüchtern sind und die Verdauungsorgane zur Ruhe kommen. Wenn wir trotzdem noch später am Abend etwas essen, unterbrechen und verzögern wir dieses wichtige Ruheprogramm. Die innere Uhr der Verdauungsorgane wird sozusagen zurückgedreht, weil sie wieder arbeiten und Überstunden leisten müssen.

Was tun bei unterschiedlichen „inneren Uhren“?

Es kann zu einer Herausforderung werden, die verschiedenen Rhythmen innerhalb einer Familie unter einen Hut zu bekommen. Denn in vielen Familien soll gemeinsam zu Abend gegessen werden. Wie Ihr ja bei uns schon mehrfach gelesen habt, ist uns das auch wichtig. Hier haben wir einige schöne Artikel für Euch zum Thema Familientisch: Vorbild sein! oder Tischrituale,

Wie oben erwähnt, ist der Abstand zum „ins Bett gehen“ wichtig für Funktionen wie Regeneration, Erholung und Wachstum. Deshalb sollte sich der Zeitpunkt des gemeinsamen Abendessens natürlich am demjenigen orientieren, der als erster ins Bett muss – also meistens ist das der jüngste in der Familie. Klingt logisch – oder?

Dazu kommt, dass wir Erwachsenen ja eh so vernünftig sind und uns gerne für die Kinder umstellen. Und schaden tut es uns auch nicht, wenn wir etwas eher essen. Denn auch unsere Regeneration hat dann mehr Zeit und auch unsere Gesundheit wird davon profitieren. Es ist also nur ein kleines Opfer, das wir bringen, wenn wir uns dazu durchringen, möglichst früh zu Abend zu essen.

Unser Beispiel: Arbeitsbedingt haben Saras Mann und sie jeden Abend erst gegen 20 Uhr abendgegessen. Seitdem sie eine Familie sind und eine Tochter haben, wird spätestens um halb sieben gegessen. Allerallerspätestens, denn die Kleine hat eigentlich regelmäßig um 17 Uhr Hunger und zwar so richtig Hunger. Also isst die Familie teilweise schon um halb sechs zu Abend. Und das ist tatsaächlich gesund für alle. Lustigerweise hat die Tochter am nächsten morgen nie vor 9 Uhr Hunger. Sie macht also ohne es zu merken Intervallfasten 8/16 – und gibt ihrem Körper genügend Ruhepausen. Kinder haben einen so tollen Instinkt. Den sollten wir ihnen nie nie nie abtrainieren!

innere Uhr schnabel-auf.de