Tischrituale – 5 Tipps für den harmonischen Familientisch

Rituale bieten Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit. Kinder mögen es, wenn sie wissen was als nächstes passiert. Forscher sagen sogar, dass eine gewissen Regelmäßigkeit im Leben von Kindern zur positiven Entwicklung beisteuert. Zum Beispiel fühlen sich diese Kinder nicht so schnell überfordert, können kreativer im eigenen Tun sein, weil sie die Rahmenbedingungen kennen und nicht mehr über diese nachdenken müssen. Das kann aber nur sein, wenn man sich täglich an bestimmte Rituale hält. Was sich total spießig anhört, ist eine schöne Art den Familienbund zu stärken.

Tischrituale sollen kein Zwang sein

Es geht überhaupt nicht darum zwanghaft etwas durchzusetzen. Das Abendessen kann zum Beispiel auch eine Stunde früher oder später stattfinden. Aber eben nicht drei Stunden später. Die innere Uhr der Kinder tickt anders, nämlich nach den gewohnten Zeiten. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber in diesem Artikel soll es auch eher um Rituale am Tisch selbst gehen: Es gibt Dinge, die setze ich in meiner Familie durch und bin davon überzeugt, dass es allen gut tut. Ich gehe bei meiner Liste natürlich davon aus, dass die ganze Familie am Tisch sitzt. Ob das nun die Singlemama mit dem Einzelkind ist oder die 5köpfige Familie. Völlig egal, Familie ist in jeder Familie anders. Aber die Rituale können überall die gleichen sein

Meine Top 5 der Tischrituale

1. Gemeinsam Essen

Mein Highlight zuerst. Das gemeinsame Starten mit dem Essen ist mir persönlich wichtig. Ich finde, das hat etwas mit Respekt zu tun. Respekt haben zu warten, wenn der Papa noch Händewaschen möchte oder die Mama noch am Herd ein letztes Mal umrührt. Aber auch Respekt haben und sich zu beeilen, damit die Warterei am Tisch nicht zu lange dauert.

 

 

2. Das Essen einläuten

Wenn dann mal alle am Tisch sitzen, dann kommen die altbekannten Rituale. Und ich mag sie. Manchmal kommt das kurze “Piep piep piep, wir haben uns alle lieb, guten Appetit“. Oder es gibt religiös angehauchte Sprüchlein. Auch meine Tochter sagt sehr gerne eins davon auf. Und sie ist jedes Mal stolz auf sich, dass sie den Text kann und es vor Mama und Papa aufsagt. Also warum nicht? Muss ja nicht immer ein langer Vers sein.
Was bei uns aber immer ist, ist der Satz: „Danke fürs Kochen“. Das hat mein Mann eingeführt und ich finde diese Wertschätzung sehr schön. Egal wer kocht, die oder derjenige hat sich die Mühe gemacht etwas für die Familie auf den Tisch zu bringen. Und dafür kann man ruhig auch Danke sagen.

3. Auf- und Abdecken

Kindern schadet es auf keinen Fall mitzuhelfen. Ganz im Gegenteil, es gibt ihnen ein gutes Gefühl. Sie werden so automatisch zu einem Teil des Familientisches, weil sie ihre feste Aufgabe haben. Bei uns legt Leni immer das Besteck auf. Und das ist für sie auch immer das Gleiche. Löffel, Gabel, Messer – egal was wir essen. Das ist auch völlig ok so. Wenn sie fertig ist, bringt sie immer ihren Teller in die Küche. Da bestehe ich drauf. Gehört für mich zum Respekt dazu, seinen eigenen Kram wegzuräumen. Je früher Kinder das lernen und als selbstverständlich ansehen, desto leichter fügen sie sich später in die Gesellschaft ein. Daran glaube ich tatsächlich. Eigenverantwortung fängt schon am Familientisch an.

4. Essmanieren

Kinder schauen ab, wollen von uns lernen und mit schnellen Schritten wie Erwachsene sein. Ich will zwar, dass Kinder so lange wie möglich Kinder sein dürfen. Aber ja, am Tisch dürfen sie ruhig auch etwas manierlich sein. Also müssen wir uns der Vorbildfunktion bewusst sein und mit guten Manieren voran gehen. Bei uns heißt das: Kein Handy am Tisch, nicht herumturnen und freundlich miteinander umgehen. Wiederhole ich mich, wenn ich schon wieder das Wort Respekt benutze? Sorry. Auch vor dem Essen kann und soll man Respekt haben. Deswegen können Kinder mit der Gabel Eisenbahnschienen in den Kartoffelbrei malen oder das Pizzastück als Schmetterling zum Mund flattern lassen. Aber Ausspucken, das Essen werfen oder „Bähh“ zum Essen sagen – das finde ich nicht gut. Ich habe damit relativ früh angefangen und in der Trotzphase wird natürlich genau das gemacht, was ich nicht will.

5. Was gibt es wann?

So und der letzte Punkt ist das Anti-Ritual. Ich persönlich bin kein Freund von festgefahrenen Menüplänen wie am Freitag den Fisch und am Sonntag den Braten. Denn wenn man keine Lust darauf hat, quält man sich unnötig. Wir besprechen oft gemeinsam was es geben soll oder switchen auch mal ganz spontan um, weil am Markt etwas im Angebot war und es dann eben dieses gibt. Aber was ich schon im Auge habe – sonst wäre ich keine Ernährungsberaterin ? – dass Fisch und Fleisch einmal die Woche auf dem Plan stehen und ansonsten die Hauptzutaten aus der frischen Küche kommen. Gibt es an einem Tag Pizza, dann kann die entweder gesund sein (siehe unsere Pizza-Rezepte) oder ich schaue dann, dass am nächsten Tag eher das Gemüse im Vordergrund steht. Trotzdem höre ich dann ein: „Danke fürs Kochen, Mama.“

 

Und wisst Ihr was? Egal ob Rituale oder nicht, eine angenehme Atmosphäre am Tisch ist das wichtigste. Der Appetit, die Verdauung, das Sättigungsgefühl. All das funktioniert am besten, wenn wir entspannt sind. Diskussionen also lieber auf später verschieben und einen Ärger noch kurz abschütteln, bevor man sich hinsetzt. Das mit dem Abschütteln funktioniert wirklich! Aber dazu schreibe ich ein anderes Mal.

Guten Appetit.