Collien Ulmen-Fernandes schnabel-auf.de

Hier ist ein cooles Video von unserer Spurensuche:

Hallo Collien, schön Dich bei Schnabel-auf.de zu sehen.

Ich freue mich sehr, Euch ein Interview mit Collien Ulmen-Fernandes zeigen zu dürfen. Collien und ich durften gemeinsam von 2012 bis 2015 ein erfolgreiches Kinderformat zusammen realisieren. Collien als Moderatorin vor der Kamera und ich als Autorin hinter der Kamera. Die Cartoon Network Spurensuche wurde 2015 sogar für den Grimmepreis nominiert und wir haben ihn haarscharf nicht bekommen.

Aber macht nix. Es war eine tolle Erfahrung und wir haben viel viel Spaß gehabt. Worum es ging? Wir haben verschiedene Kinderteams mit jeweils einem Promi auf eine typische GPS-Rallye geschickt. Quer durch die Wälder ging es und das Team musste an den einzelnen Stationen kniffelige Aufgaben lösen. Wenn ich das so schreibe, will ich das sofort wieder machen :-). Aber nun zurück zum Thema.

Collien Ulmen-Fernandes als Schriftstellerin

Auf alle Fälle war Collien bereits in der ersten Staffel frische Mama und ich dann in der letzten Staffel. Das befähigt uns natürlich zu dem, was wir tun. Denn als Mama sieht man so manche Dinge nochmal etwas differenzierter und hat einen anderen Blickwinkel. Das ist bei mir die Kinderernährung und Collien ist noch etwas anderes aufgefallen – mehr dazu gleich. Denn während ich hier blogge, schreibt Collien sehr erfolgreich Kinderbücher. Und genau darum geht es heute. Ich möchte ihr Buch “Lotti&Otto – eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram” vorstellen. Die Rezension könnt Ihr hier lesen. Das tolle ist nämlich, es ist nicht einfach ein Kinderbuch mehr im Regal. Sondern es beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema. Der Geschlechtertrennung im Kinderzimmer. Wer sagt denn, dass Mädchen immer mit Puppen spielen wollen oder Jungs mit der Eisenbahn?

Und genau darüber möchte ich mit Collien sprechen:

Und an dieser Stelle darf ich verraten, dass meine Tochter genau das „Problem“ hat. Sie ist eine auf Bäume kletternde, Rüschen-hassende Rabaukenfee. Und sie wurde deswegen schon gehänselt, weil sie auch bis 3 ½ kaum Haare hatte. Sie war für jeden ein Junge, egal wie klischee-pink ich sie angezogen habe. Und dabei mochten wir beide die Farbe nicht. Aber ich habe mich als Mama gezwungen gefühlt, dass ich sie zu einem “optischen Mädchen” mache. Heute bin ich schlauer und würde das nicht nochmal machen. Denn: irgendwann mit drei fing sie ganz von selbst an Röcke zu tragen und Glitzer zu mögen. Am Anfang hat mir das mein Herz gebrochen, weil ich dachte sie verbiegt sich einfach den anderen Mädchen zu liebe. Aber das war falsch, sie mag einfach einen gesunden Mix. Und sie ist genau so wie sie ist. Sie klettert mit Glitzerröcken auf Bäume und macht sich ihre Welt wie sie ihr gefällt. Und ich finde auch: Sie ist genau so richtig wie sie ist.

Lange Rede. Kurzer Sinn: genau deshalb finde ich Dein Thema großartig!

Meine erste Frage:

Lotti@Otto schnabel-auf.de

1. Aus eigener Erfahrungen weiß ich, wie schwierig es ist Kinder in Klischee-Schubladen zu stecken. Deshalb finde ich den Gedanken hinter Geschichte super toll. Wie kamst Du auf die Idee? Auch eigene Erfahrung?

Collien: Es gab nicht den einen Schlüsselmoment, sondern viele Erlebnisse. Meine Tochter kam immer wieder mit Geschlechterklischees aus dem Kindergarten und erzählte, dass Dinge wie Hip-Hop, Skateboarden oder auch Superhelden Jungssachen sind und nichts für Mädchen – das sagten ihr zumindest die Jungs.

Oder bei der Kindersendung, die wir beide zusammen gedreht haben, Spurensuche, dort konnten sich die Kinder selbst aussuchen, wer Teamleader/in ist und es war, fast immer ein Junge. Mädchen trauen sich weniger zu, als Jungs. Es gibt dazu eine sehr spannende Studie aus Amerika, in der Siebenjährigen eine Geschichte von einem „sehr, sehr schlauen Kind“ erzählt wird. Danach werden ihnen Bilder von zwei Jungs und zwei Mädchen hingelegt und sie sollen sie raten, welches, das Kind aus der Geschichte ist. Fast alle tippen auf einen Jungen. Kein Wunder, wenn man sich mal anschaut, mit welchen Begriffen Produkte an Jungs und Mädchen vermarktet werden. Auf Jungsshirts stehen Dinge wie „Genie im Wachstum“, „I`m the Future“, „born to be legendary“ während Mädchenshirts sich hauptsächlich mit äußeren Merkmalen befassen, wie eine großangelegte Studie zu diesem Thema ergeben hat.

2. Und sag, warum Otter? Ich finde die Tiere super und deshalb würde mich interessieren, warum Du genau diese süßen kinderbuchuntypischen Waldbewohner ausgesucht hast.

Ich wollte ein Tier nehmen, das man nicht schon tausendfach in Kinderbüchern gesehen hat. In meiner Recherche stieß ich auf Fleckenhalsotter. Das passte super für den Rollentausch, den ich in der Geschichte erzählen und mit dem ich die Thematik Geschlechtervorurteile und Rollenklischees aufgreifen wollte. So kam ich darauf, dass meine Protagonisten, die beiden Fleckenhalsotter Lotti&Otto, das gleiche Fleckenmuster am Hals haben, weswegen sie, von den Erziehern unbemerkt, die Rollen tauschen und in die Welt des jeweils anderen eintauchen können.

3. Wie war es für Dich als Nicht-Schriftstellerin, dieses Buch zu schreiben? Viele meinen ja, so ein Buch mit wenig Text und in kinderdeutsch schreibt sich mal so eben nebenbei.

Ich wollte ja nicht einfach eine süße Tiergeschichte erzählen, sondern für mehr Diversität im Kinderbuchregal sorgen, da mich die einseitige Geschlechterdarstellung im Kinderbuchregal meiner Tochter nervte. Ich wünschte mir alternative Role Models: Jungen, die auch mal ihre sensible Seite zeigen dürfen und mutige, furchtlose Mädchen.

Man muss also erst mal die Geschichte finden, mit der man das Thema kindgerecht umsetzt, auf den wenigen Seiten, die man in einem Kinderbuch zur Verfügung hat. Die meiste Zeit ging also für das Finden und Erstellen der Geschichte drauf. Der Text ging dann, im Vergleich, recht schnell.

4. Folgen weitere Bücher?

Das Buch ist zum Glück mittlerweile ein Bestseller und ich darf nun an einem zweiten Teil arbeiten. Yeah.

5. So und wir sind ja ein Blog für die gesunde Küche in Familien. Wie wichtig ist Dir das und wie schafft Ihr es mit Eurem Arbeitspensum gesund zu leben?

Mir ist wichtig, dass meine Tochter sich gesund ernährt. Gerade Kinderprodukte sind meist extrem überzuckert und Lebensmittel, die bereits von Natur aus süß sind, enthalten unnötigerweise noch eine Extraportion Industriezucker. Wir hatten mal ein Kindermädchen, das immer extrem zuckrigen Fruchtnektar gekauft hat. Ich achte darauf, dass die Basis gesund ist. Aber hin und wieder darf es auch mal auch mal ein herkömmlicher Schokoriegel sein. Das sieht sie bei all ihren Freundinnen und das lässt sich nicht vermeiden.

Collien Ulmen-Fernandes
Collien Ulmen-Fernandes schnabel-auf.de

Letzte Frage: Was sind Eure Lieblingsessen? Von  Euch zwei Mädels und den zwei Jungs? Ja genau, erraten: ich will Klischees hören!

Meine Tochter liebt Kartoffeln und Spätzle und ich mag generell sehr gerne deutsche Küche: Königsberger Klopse, Rouladen, Klöße. Das gibt es immer, wenn meine Schwiegermama kocht. Sie macht die weltbesten Rouladen und ist sowieso eine fantastische Köchin. Mein Mann isst gerne Gänsestopfleber und mein Stiefsohn isst eigentlich alles.

Liebe Collien, vielen Dank für das Interview. Ich freue mich auf Dein zweites Buch und wer weiß: vielleicht sehen wir uns mal wieder auf einem Berg zu einer neuen frischen Staffel Spurensuche 😉