Lebensmittelallergie, Unverträglichkeit oder einfach nur etwas Falsches gegessen? „Ich habe Bauchweh.“ Schon wieder! Unsere kleine Tochter sitzt auf der Couch und hält sich den Bauch. In der letzten Zeit kommt das ziemlich oft vor. Ist das noch normal? Unsere Große ist Allergikerin- die Kleine nun auch? Oder ist es eine Unverträglichkeit? Oder hat sie einfach nur zu viel gegessen? Fast jeder Vierte in Deutschland meint, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen. Aber: nur bei 4% wird eine Nahrungsmittelallergie tatsächlich durch die Diagnose bestätigt. Bei den Unverträglichkeiten ist die Zahl der bestätigten Diagnosen noch geringer. So häufig, wie man denken könnte, sind Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten also gar nicht. Trotzdem besteht zur Zeit ein regelrechter „Unverträglichkeits-Hype“. Viel zu schnell werden bestimmte Lebensmittel einfach weggelassen. Diese Einschränkung der Ernährung ist langfristig nicht gesund und verzögert die Diagnose. Ausserdem werden Menschen mit einer diagnostizierten Allergie oder Unverträglichkeit, die sich zeitlebens ohne Diätfehler ernähren müssen, von der Gesellschaft viel weniger erst genommen.

Ursprung von Allergien und Intoleranzen

Stress, Ängste und eine falsche Ernährung können zu einer ähnlichen Symptomatik führen wie eine Allergie oder Intoleranz: Übelkeit, Erbrechen, Unwohlsein, Hautausschlag oder Juckreiz. Das Gefühl entsteht, man würde bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertragen. Häufig verschwinden im Urlaub oder zu Zeiten der Entspannung die Beschwerden jedoch wieder. Allergien und Intoleranzen machen aber keinen Urlaub, sie sind immer da.

Was sind Allergien und Unverträglichkeiten?

Das Immunsystem überprüft jede Substanz, die man isst, einatmet oder über die Haut aufnimmt. Handelt es sich um einen Krankheitserreger, wird dieser bekämpft. Es kommt vor, dass das Immunsystem nicht zwischen schädlich und unschädlich unterscheiden kann. Dann bildet es Abwehrkräfte gegen diese Stoffe (z.B. Nüsse, Kuhmilch, Ei). Reagiert das Immunsystem mit Krankheitssymptomen, spricht man von einer Allergie.

Unverträglichkeiten, wie z.B. eine Laktose-, Fruktose-, oder Histaminunverträglichkeit entstehen nicht durch eine Fehlentscheidung des Immunsystems. Bei der Laktose- und Histaminintoleranz besteht ein Enzymmangel und bei der Fruktoseintoleranz arbeitet das Transportsystem für Fruktose im Körper nicht ausreichend.

Bei der Zöliakie spielt das Immunsystem wieder eine Rolle. Gluten löst eine Abwehrreaktion aus, die zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führt.

Was mache ich, wenn ich das Gefühl habe, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen?

Bitte nicht auf eigene Faust therapieren! Bevor die Ernährung umgestellt wird, sollte immer erst die Ursache der Beschwerden gefunden werden. Vor dem Arztbesuch kann man ein erstes Ernährungs-Symptom-Tagebuch über 3-5 Tage führen. Hier wird alles aufgeschrieben, was in der Zeit gegessen wurde und gleichzeitig die aufgetretenen Beschwerden notiert. Das hilft dem Arzt bei der Festlegung der diagnostischen Schritte. Bei Verdacht auf eine Allergie, wird der Arzt wahrscheinlich einen Hauttest und einen Bluttest durchführen. Der Nachweis der Laktose- oder Fruktoseintoleranz erfolgt über einen Atemtest. Die Zöliakie wird mit einem Bluttest und einer Duodenumbiopsie diagnostiziert. Die Diagnose der Histaminintoleranz ist kompilizierter, es gibt keinen eindeutigen Test. Hier müssen Ernährungs- und Symptomtagebücher über mehrere Wochen geführt werden, um Zusammenhänge zu ermitteln.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Erst nach der Diagnose erfolgt die langfristige Umstellung der Ernährung. Bei einer Allergie und einer Zöliakie müssen entsprechende Nahrungsmittel konsequent und ohne Ausnahmen gemieden werden. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass trotz weglassen der entsprechenden Lebensmittel die Versorgung an Nährstoffen optimal ist und kein Mangel vorliegt. Bei einer Laktose-, Fruktose, bzw. Histaminintoleranz ist der erste Schritt die konsequente Meidung. Sind die Beschwerden verschwunden, können individuell tolerierte Mengen an Laktose-, Fruktose oder Histamin ermittelt werden. Dies macht man am Besten zusammen mit einer qualifizierten Ernährungsfachkraft.

Genaueres über Allergien, die verschiedenen Unverträglichkeiten und Zöliakie erfahrt Ihr in meinen nächsten Artikel.

von Dr. Yvonne Braun