Vor zwei Tagen war ich beim Sport. Bei der Begrüßung kommt mir schon ein Freund von weitem mit einer abwehrenden Handbewegung entgegen: „Ich gebe Dir nicht die Hand, ich will Dich nicht anstecken!“ Ich sage darauf in der Regel, dass ich Arzt bin und sich Ärzte grundsätzlich nicht anstecken. Soviel zum Thema Ansteckung.

Ich möchte den Leuten damit klar machen, dass das Thema „Ansteckung“ von den meisten Menschen viel zu hoch aufgehängt wird. Stell Dir vor, der Kinderarzt würde sich bei jedem kranken Kind anstecken. Er käme aus dem Kranksein gar nicht mehr raus. Das zeigt eines sehr deutlich: allein die bösen Bakterien und Viren können es nicht sein, die uns krank machen.

Gibt es die typische „Ansteckung“ überhaupt?

Und da sind wir beim Thema: Gibt es sowas wie Ansteckung überhaupt? Jeden Winter, wenn die Grippewelle rollt, gibt es dutzende Tipps, wie man es verhindert, dass man sich selbst oder die Kinder bei anderen mit der Grippe anstecken. Wenn man das alles liest, läuft es genau genommen darauf hinaus, dass man am besten gar nicht aus dem Haus geht oder das Kind keine Freunde mehr trifft. Das zeigt mir, dass an dieser ganzen Theorie der „Ansteckung“ irgendwas nicht stimmen kann. Und ja – Du hast richtig gelesen, das mit der Ansteckung ist tatsächlich eine Theorie, die keinesfalls bewiesen ist – auch wenn selbst die Fachwelt so tut also ob.

Wenn wir über die Ursachen einer Erkältung so wenig wissen, wie sollen wir dann vernünftige Tipps zur Vorbeugung geben? Aber auch hier gibt es zum Glück schlaue Lösungen. Die Menschheit beobachtet seit Jahrhunderten, was zur Vorbeugung hilft und was nicht. Auch Erfahrung ist eine Wissenschaft, die in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat.

Sieben Tipps gegen die Ansteckung

Auch wenn ich persönlich nicht so recht an „Ansteckung“ glaube, gibt es dennoch einiges, was wir für die Gesundheit der Kinder tun können. Dazu gehört vor allem, ihr Abwehrsystem zu pflegen. Schon die Haut und Schleimhäute in Nase, Mund und Rachen gehören zum Abwehrsystem. Hier können wir schon einiges tun, gerade bei sehr trockener Luft im Winter ist diese erste Barriere anfällige:

1. Viel Wasser trinken ist das, was den Schleimhäuten am besten tut. Bei Kindern ist der Wasseranteil im Körper höher als bei Erwachsenen. Daraus folgt, dass sie noch mehr als Erwachsene auf die ausreichende Zufuhr von Wasser achten müssen.  So sollen Kinder bis 10 Jahre etwa 1 Liter Wasser am Tag trinken, bis 15 Jahre dann etwa 1,5 Liter und dann 2 Liter.

2. Hautpflege mit natürlichen Cremes ohne Mineralölbestandteile ist ein weiterer unterschätzter Punkt. Vor allem dann, wenn die Haut der Hände beispielsweise durch viel Händewaschen belastet wird. Ich persönlich halte Händewaschen (auch hin und wieder mal mit Seife, aber nicht ständig) für sinnvoll.

3. Verbanne ruhig alles „antibakterielle“ und Desinfektionsmittel aus dem Haushalt. Der Desinfektions-Wahn der letzten Jahrzehnte hat uns nicht nur einen enormen Anstieg an Allergien gebracht, auch zahlreiche gegen herkömmliche Desinfektionsmittel und antibiotikaresistente Keime wurden dadurch gezüchtet. Wenn nicht gerade eine schwere Immunkrankheit vorliegt, kommt unser Körper sehr gut mit all den „Wald- und Wiesenkeimen“ zurecht.

4. Bereite Deinem Kind was Leckeres zu: gesund, möglichst frisch und vitalstoffreich.

5. Macht Familienspaziergänge: möglichst täglich mindestens 30 Minuten an die frische Luft. Die Kinder freuen sich über jeden Sandkastenbesuch mit Freunden. Und sie brauchen dafür weder 20 Grad noch Sonnenschein. Also dick einmummeln und raus aus dem Haus.

6. Kinder sollten keinen vollen Terminkalender haben. Hier Sport, da Klavier, da ne Freundin usw. Stress macht nachweislich anfälliger für Krankheiten. In Stressphasen sollten alle Kinder durch mehr Vitalstoffe für einen gewissen Ausgleich sorgen.

7. Und zuletzt: Ändere Deine Einstellung zum Thema „Ansteckung“. Wenn Du Angst davor hast, dich anzustecken oder dass sich Dein Kind anstecken könnte, dann werden sich die Kinder unter Garantie anstecken. Versuche Deine Ängste abzubauen – und übertrage sie nicht an Dein Kind.